Freitag, 22. Juni 2012

Die drei ??? und die Alma Mater

Hier nun also der Plan eines Literaturseminars zur Jugendbuchreihe "Die Drei ???", wie es heute laufen müsste:

Erste Sitzung:

Einführung in das Thema und Referatvergabe



Zweite Sitzung:

Zur Geschichte der Jugendbuchliteratur



Dritte Sitzung:

Die Geschichte der Jugendbuchreihe "Die drei ???" (Referat 1)
Das Referat für den Scheinjäger aus der ersten Reihe. Es muss innerhalb von zwei Wochen erledigt werden. Der Referent liefert eine Biographie Robert Arthurs und teilt dann die Buchserie in einzelne Phasen ein. Informationen über andere Autoren werden soweit vorhanden eingestreut. Einzelne Arten von Fällen (Haunted House, Krimi im engeren Sinne, Sportfälle usw.) werden kategorisiert.



Vierte Sitzung

Die Rezipienten der Jugendbuchreihe „Die drei ???“ (Referat 2)
Vom Referenten wird erwartet, auf einschlägigen Internetseiten wie 3fragezeichen.net O-Töne von Fans zu sammeln und Daten über Alter, Beruf usw. der Fans zusammenzustellen. Durch Sammeln möglichst vieler Daten erhält er ein „Gesamtbild“, das aber dadurch relativiert wird, dass sich bei weitem nicht alle Fans/Konsumenten öffentlich äußern.

 

Fünfte Sitzung

Inhaltliche Entwicklung, wiederkehrendes Figureninventar und Serienelemente (Referat 3)

Es wird oft verkannt, dass "Die drei ???" eine Reihe ist und keine Serie. Das liegt an der langen Laufzeit der Reihe, während der die Protagonisten nicht oder nur unwesentlich altern. Natürlich könnte man behaupten, die Fälle würden sich innerhalb einiger Monate ereignen (was angesichts der Anzahl der Fälle bereits unglaubwürdig wäre), das stünde aber im Konflikt mit diversen gesellschaftlichen, historischen und speziell technologischen Entwicklungen, die in den Büchern vorkommen.
Somit ist letztlich ein Reihencharakter gegeben. Jedes Buch steht für sich. Es gibt jedoch durch wiederkehrende Figuren und einzelne Querverweise auch Serienelemente.

 

Sechste Sitzung

Erstellung eines Rasters zur Untersuchung einzelner Drei ??? Bücher
Zunächst wird das Jugendkrimi-Genre definiert und dann bestimmt, welche Elemente einen guten Jugendkrimi ausmachen, z.B.
Anlage eines sinnvollen Plots
Art und Weise der Detektion
Beteiligung der Hauptfiguren an den Ermittlungen
Originalität der Dialoge
Plausibilität der Verhaltensweisen der Verbrecherfiguren
usw.

 

Siebte bis zwölfte Sitzung 

(Referate 4-9)


Referate zu jeweils 2 Büchern, die nach dem Raste aus Sitzung 6 untersucht werden. Die Buchauswahl bezieht die einzelnen Phasen der Serienentwicklung und die o.g. Arten von Folgen so gut es geht ein.

 

Dreizehnte Sitzung

Das Medium Hörspiel

 

Vierzehnte Sitzung

Hörspielbesprechung I

 

Fünfzehnte Sitzung 

Hörspielbesprechung II

 

Sechzehnte Sitzung

Unterschiede zwischen Buchvorlage und Hörspielbearbeitung anhand der Beispiele aus den Sitzungen 14 und 15

Siebzehnte Sitzung

Fazit

Mittwoch, 20. Juni 2012

Die drei ??? gehen zur Uni

Im Wintersemster 1997/98 nahm ich an einem Seminar „Ideologievermittlung in Kinderbuch und Hörspiel“ teil. Der Grundgedanke war gut gewählt. Natürlich ist es so, dass Kinderbücher nun einmal von Erwachsenen für Kinder verfasst werden. Der erwachsene Autor ist erheblich reicher an Bildung und Lebenserfahrung und wird daher naturgemäß einen gewissen pädagogischen Impetus haben. Unbewusst -oder vielleicht sogar bewusst- vermittelt er dem Leser auch sein, des Autors eigenes Weltbild. Fasst man diesen Aspekt politisch auf, kommt es zur erwähnten „Ideologievermittlung“.

Da passt nun manches hinein, und es ist sicher im Laufe der Zeit immer mal untersucht worden: Ist Pippi Langstrumpf, die sich allen gesellschaftlichen Regeln erfolgreich entziehen kann und zudem über gewaltige physische Kräfte verfügt, nicht eine zutiefst anarchistische Figur? Wie steht es mit Stefan Wolfs TKKG? Wohlgeratene, zutiefst obrigkeitsgläubige Bürgerkinder. Andererseits: Ist da nicht auch irgendwo das anarchistische Element, wenn das Internat und die behüteten Elternhäuser nächtlich heimlich verlassen werden, um Verdächtige zu observieren und Verbrechen zu verhindern? Ja, was denn nun? Obrigkeitsgläubigkeit oder Anarchie? Man sieht, der Ideologieansatz hat seine Grenzen.

Nun kommt langsam aber sicher der Bogen zu den „Drei ???“. Der Ideologie-Ansatz war brauchbar, aber heute trägt er meines Erachtens nicht mehr. Um den Begriff Ideologie macht die Literaturwissenschaft heute einen großen Bogen, weil er einfach zu schwammig ist, ja, er ist selber schon „ideologisch“. Er geht einfach davon aus, dass ein Autor ein bestimmtes Weltbild vermitteln will -bewusst oder unbewusst- und dass diese Tatsache bedeutsam ist. Ist sie aber nicht! Selbstverständlich bringt ein Autor sein Weltbild in seine Geschichten ein. Völlig klar. Na und? (Dass keine Radikalen zum Zuge kommen, dürfte klar sein.)

Heute ist zudem zumindest in der Unterhaltungsliteratur eine andere Art von Autor am Werk. Diese Autoren sind mitunter langjährige Fans ihrer Serien, der pädagogische Impetus gerät in den Hintergrund und wird durch den Spaßfaktor ersetzt. Ihre Leser behandeln diese Autoren weniger als "Schüler" denn als Gleichgesinnte. Letztlich schreiben die Autoren die Bücher, die sie selber gerne lesen möchten. (Zumal die Jugendbuchreihe „Die drei ???“ auch diverse erwachsene Fans hat. ) Ideologieüberlegungen haben in der Welt der drei archetypischen Teenager kaum Platz. Welche Ideologie wird denn vermittelt? Dass man durch ausgiebiges Lesen genug Bildung anhäuft, um schon in jungen Jahren immer eine sinnvolle Antwort zu finden? Dass hartes sportliches Training viele Vorteile bietet? Oder dass Ordnung und sorgfältiges Nachforschen zu Erfolgen führt? Nur her damit!

Interessanter für die heutige Zeit ist da schon ein anderer Aspekt des damaligen Seminars: Bei den Detektivgeschichten, namentlich den Drei ???, wurde nämlich immer der Ablauf der Detektion abgeklopft: Wer findet wie die Lösung, ist das plausibel, kommen alle beteiligten Hauptfiguren zum Zug und leisten ihren Beitrag? Solche handwerklichen Fragen, Fragen der Plotkonstruktion, Stil und sprachliche Mittel, das sind die Dinge, um die es heute gehen würde. Letztlich auch um eine Art Qualitätsraster für „???“ Jugendbücher, nach dem die Fans immer vergeblich suchen.

Wird fortgesetzt (mit einem Programm für ein fiktives „???“ Uni-Seminar)

Sonntag, 10. Juni 2012

Jetzt sind es 26 Jahre

 Vor einem Jahr ergab sich für mich das 25jährige Abiturjubiläum. Ich reagierte auf eine Einladung:


An
Herrn Oberstudiendirektor
xxxxxxxxxxxxx
Gymnasium xxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


hier, den 16.6.2011



Sehr geehrter Herr xxxxxxx,
vielen Dank für ihre Einladung. Es freut mich, dass an das fünfundzwanzigjährige Abiturjubiläum unseres Schuljahrgangs gedacht wurde.
Ein Jahrgangstreffen in dieser Form ist jedoch nichts für mich, ich werde daher nicht teilnehmen. Jener Tag gehört den Abiturienten der beiden aktuellen Jahrgänge und ihren Angehörigen, ich käme mir bei diesem Anlass wie ein Zaungast vor.
Ich hätte es begrüßt, wenn ein Treffen unseres Jahrgangs separat stattgefunden hätte, unter Einladung für unseren Jahrgang wichtiger Personen, etwa der Herren xxxxx und xxxxxxx. Eine solche Praxis ist an anderen, traditionsreicheren Schulen durchaus üblich, namentlich am xxxxxxxxx xxxxxxxxx, selbstverständlich mit Entrichtung eines Unkostenbeitrages durch die „Ehemaligen“.
Hinzu kommt, dass unser Jahrgang nicht irgendein Jahrgang ist, sondern der erste Jahrgang, der für die Geschichte der Schule eine wesentliche Rolle gespielt hat. Ihr Kollege xxxxxxx hat die Situation der ersten Lehrer der Schule einmal in Worte gefasst: „Wir fanden einen Schulleiter vor – in einem Abstellraum für Getränke.“ (Erst später wurde aus dem besagten Abstellraum ein Lehrerzimmer.) Für die Schüler des ersten Jahrgangs gilt vor allem eines: wir waren Pioniere in einer Schule ohne jegliche Tradition, die erst allmählich um uns herum aufgebaut wurde. (Im Fall des früher vorwiegend als OS genutzten Teils sogar buchstäblich; die Bauarbeiten fanden 1979/80 statt.) Unsere Eltern und ganz besonders wir waren diejenigen, die damals das Vertrauen in das neue Projekt hatten. Daher sollten gerade wir mehr sein als nur Zaungäste, wenn es ernsthaft um unser Jubiläum gehen soll.


Mit freundlichen Grüßen

 
P.S.: Viele Grüße an die Herren xxxxx und xxxxxxxxx.

Nachtrag Juli 2013 (Jetzt sind es 27 Jahre)
Im Jahre 2012 gründeten ein paar jüngere Ehemalige den der Schule zugeördneten Alumni-Verein. Beim ersten Alumni-Treffen, welches sehr gut besucht war, kam auch ich im Advent 2013 auf meine Kosten - als einziger Vertreter des ersten Jahrgangs. :-)