Sonntag, 28. Juni 2020

Derrick Folge 34: Ende des Wucherers (1977)

Der Kreditverleiher Minsch (Peter Kuiper) scheint ein wahrer Philanthrop und eine Seele von Mensch zu sein. Zu Beginn der Folge erlebt man ihn bei einem Telefongespräch, bei dem er lautstark einen säumigen Kunden zur Zahlung auffordert, eine Lohnpfändung androht und das Ansinnen des Kunden, den Vertrag wegen der offenkundig deutlich zu hohen Zinsen anzufechten schlicht verlacht.
Minschs Angestellte sind Erich Winterhammer (Gerd Baltus), der die Funktion eines Buchhalters wahrnimmt, und die debil wirkende Auszubildende Hilde Hensch (Agnes Dünneisen). Beide leiden unter ihrem Chef, der sie schlicht tyrannisiert. Eines Tages finden sie ihn erschlagen auf. Einge mittelgroße Menge Geld aus dem Tresor fehlt.
Frau Minsch (Ida Krottendorf) nimmt die Nachricht vom Tode ihres Angetrauten ohne große Trauer zur Kenntnis, auch ihre Mutter Frau Hecker (Ursula Grabley) zeigt keine Betroffenheit. Im Gegenteil: noch am gleichen Abend schmeißen beide kurzerhand eine Fete mit Freunden und lauter Musik. Herr Winterhammer macht derweil seiner jungen Kollegin, die er vor Wochen bei sich aufgenommen hat, teure Geschenke. Bei einem Konflikt mit zwielichtigen Gestalten aus der Vergangenheit der jungen Dame eilt Derrick zu Hilfe und prügelt sich gar mit einem der Ganoven.
Wieder einmal hat sich Reinecker das Themas 'Mord an einem Unsympathen' vorgenommen. Als potentielle Täter kommen die zahllosen Opfer dieses Menschen in Betracht. Gerd Baltus spielt einen permanent eingeschüchterten Kuscher, für den der unfreundliche metaphorische Begriff Fußabstreifer durchaus angemessen erscheint. Minsch selber wird zitiert, dass er diesen Mann angestellt habe, da er jemanden gebraucht habe, dem er in den Arsch treten könne.
Bemerkenswert ist, dass der sonst faire und rationale Derrick sich gegenüber Herrn Winterhammer sehr herablassend verhält. Der Oberinspektor fällt in dieser Folge jedoch mehrfach aus der Rolle. Recht interessant ist in dieser Hinsicht auch die Szene, in der Derrick und Harry die Party stürmen und Derrick aus seine moralische Kritik recht deutlich herauskehrt. Er wird von einigen Gästen energisch zurechtgewiesen, schließlich gehe ihn das nichts an. Auch der Faustkampf des Oberinspektors kann sich sehen lassen. All dies ergab sich unter der fachkundigen Regie von Zbynek Brynych.
Der Name "Minsch" erinnert phonetisch an "Mensch" und ist vielleicht ein bewusster oder unbewusster Hinweis auf die (sowohl bei ironischer als auch vielleicht gerade bei wörtlicher Lesart) besonders ausgeprägten menschlichen Eigenschaften des Protagonisten.